Schlechte Gewinner in Staßfurt, HSG kassiert Prügel (wörtlich)

Oft hört man den Begriff „Schlechte Verlierer“ und auch wir haben uns so etwas von den Gastgebern nach dem Spiel anhören müssen. Warum? Keine Ahnung. Wir erkennen an wenn jemand  ein Tor besser ist. Das was das Spiel bzw. die Tätlichkeiten an rechtlichen Folgen nach sich ziehen wird, kann man kaum als Aktion eines „schlechten Verlierers“ nennen. Handball ist kein rechtsfreier Raum zum austoben und schlagen, auch nicht wenn man glücklich und knapp zwei Punkte gewonnen hat!

Aber zunächst zum Spiel.

Der HSG Freiberg war bewusst was für eine körperlich präsente und gut eingespielte Mannschaft in Staßfurt wartet. Mit gezielten Tempoverschleppungen durch permanentes Liegebleiben, auch ohne Gegnerberührungen, wurden so von den Gastgebern immer wieder Wischerpausen erzwungen. Der Wischer hatte dafür extra in Schlafmodus geschalten und stets besonders gründlich gewischt. Dennoch gelang es der HSG nach dem schon fast üblichen Anfangsrückstand (0:4) das Spiel zu drehen und beim 10:9 erstmals die Führung zu erringen. Es entstand ein temporeiches, spannendes Spiel das im offenen Schlagabtausch geführt wurde. Zumindest für die Freiberger ist dies allerdings nur ein „Geflügeltes Wort“. Die Spielführung konnte dann im weiteren Verlauf sogar zwischenzeitlich auf 4-Tore (13:9/14:10) ausgebaut werden, ehe die Heimmannschaft nach zu viel liegen gelassenen Chancen der Freiberger sich wieder heran kämpfte. In den letzten drei Spielminuten der ersten Hälfte wurde dann auch die HSG noch mit drei Zeitstrafen belastet, so dass im Spiel drei gegen sechs die Tordifferenz von 23:20 auf 23:22 schmolz. Dennoch gelang es Kevin Elsässer mit einem Rückraumwurf das 24:22 in dreifacher Unterzahl zu erzielen. Für alle Kritiker nochmals anders formuliert – im Unterzahl-Positionsangriff! Mit 25:24 aus Freiberger Sicht ging es vorm Seitenwechsel in die Kabinen.

Mit Beginn der zweiten Dreißig erzielten die Rot-Weißen sofort den Ausgleich, doch die HSG-Männer kämpften sich mit Ballgewinnen und Tempogegenstößen wieder in Vorhand. Dem Publikum missfiel die Art des Handballs und die Halle fing mächtig an zu kochen. Der Hallensprecher schüttete dabei ungehalten mit Kommentaren wie z.B. „Das war schon das 6. weggepfiffene Tor der Herren in Rot“ weiter Öl ins Feuer, der Wischer tobte bei jeder zu Unrecht empfundenen Entscheidung an seinem Platz am Kampfgericht kräftig mit und schmiss auch mal sein Arbeitsgerät wütend aufs Spielfeld. Wie erwähnt, es brodelte und brodelte und das auf allen Ebenen. Die Hoffnung das die erneute Vier-Tore-Führung der HSG (40:36), über den heraus ragenden Björn Richter, vielleicht das Geschehen etwas beruhigen könnte, zerstörten sich die Freiberger erneut mit einer Serie von Fehlern und Fehlwürfen.

Innerhalb von drei Minuten fiel die 41:38-Führung auf 41:41 zusammen, der anschließende Führungstreffer der Hausherren löste vier Minuten vor Ultimo bei den Gastgebern grenzenlosen Jubel aus. Von da an wussten die Staßfurter dass sie heute die „Jungen Wilden“ aus Freiberg schlagen können und generierten letzte Körner für die kräfteaufreibende Partie. Waren die Freiberger nun beeindruckt oder schon verängstigt? Es gelang zumindest nicht mehr viel und auf jeden Fall nicht mehr genug. Weitere Anschlusstreffer folgten, aber die Gastgeber legten weiter vor (45:42). Zwei weitere Gegenstoßtore ließen den Spielstand auf 45:44 verkürzen, beim allerletzten Gegenstoß wurde Björn Richter übel von hinten in die Beine getreten. Die Disqualifikation sparten sich die Schiedsrichter und entschieden nur auf Siebenmeter, die Zeit war nun abgelaufen und Spieler und Fans stürmten das Feld. Die Bank der Gastgeber bekam nun für das vorzeitige Betreten noch die völlig irrrelevante Rote Karte und die Zuschauer wurden von Spielfeld entfernt.

Der letzte Siebenmeter, bei abgelaufener Spielzeit hätte nun die zweifellos gerechte und verdiente Punkteteilung bringen können. Aber der Staßfurter Schlussmann blieb in diesem Duell verdienter Sieger. Was dann allerdings abging wird nun im Nachgang sicherlich als übertrieben belächelt, ich beschränke mich aber auf die reine Schilderung der erlebten Tatsachen mit Augenzeugen.

Noch am Siebenmeterpunkt wurde unser Werfer von Staßfurter Spielern bestürmt, umgerissen, geschlagen getreten. Ich als dazu Eilender wurde sofort ohne Vorwarnung  von der Staßfurter Nr. 10 mit der Faust ins Gesicht geschlagen und weitere Spieler bedrängten mich und schubsten mich (Gott sei Dank) ins Fangnetz. Von Eric Bolomsky ablassend erkannte dieser, dass sogar Zuschauer mit einer umgehängten Akkreditierung (Sponsor, Ordner oder was auch immer?) ihn nochmal an Kopf und in die Rippen traten. Einzig Uwe Mäuer fiel mir in dieser Situation auf, der kühlen Kopf bewahrte und diesen Vorgang seiner Spieler beendete. Weitere verbale Drohungen oder dieser hohle Schwachsinn dann vom „schlechten Verlierer“ zu sprechen mussten wir natürlich ertragen. Die Schiedsrichter selbst haben nur noch den Vorgang beobachten können, wie unser Spieler von den Staßfurtern am Siebenmeterpunkt umgerissen wurde, danach waren Sie verständlicherweise mit dem Selbstschutz der eigenen Gesundheit voll beschäftigt. Nur noch mal als Zwischenhinweis, wir reden immer noch von einem Handballspiel das die HSG Freiberg fair verloren hat.

Der verdiente Siegesjubel der Staßfurter wurde mit gelebter Brutalität gemeinsam mit (einigen, wenigen) Zuschauern gefeiert. Das ist einfach unglaublich und ich fordere vom Handballband Mitteldeutschland klare Konsequenzen für diese Vorfälle.

Nun nur noch eins. Eric Bolomsky verwarf den Siebenmeter und das grottenschlecht. Auf der Heimfahrt war er dennoch glücklich verworfen zu haben: „Hätte ich getroffen, hätten die mich bestimmt getötet!“

Sport frei!

Jörg Kalinke
Manager HSG Freiberg

Statistik:
HSG: Gerd Vogel (1.-60. Min.), Tino Hensel (3x bei 7m.); Felix Lehmann (3), Eric Bolomsky (8/5), Martin Steinfeld, Martin Schettler (4), Eric Neumann (3),  Björn Richter (12), David Dehn (2), Felix Randt, Adrian Kammlodt, Kevin Elsässer (8/2), Jens Tieken (1), Nico Werner (3)
Zeitstrafen: HSG 14 Min. ; HVRW 30 Min.
Siebenmeter: HSG 9/7 ; HVRW  6/6
Schiedsrichter:  Christian Göhring / Dirk Neumann (Thüringer HV)
Zuschauer: ca. 250