Was der Dachs vom Cheftrainer vor Saisonbeginn wissen möchte
Dachs: Bevor wir uns mit der neuen Saison befassen, bitte ich dich um ein kurzes Resümee zur Saison 2014/15!
Andreas Bolomsky (AB): Die letzte Saison war für viele Teams der MDOL eine sehr aufregende, häufig mit wenig Platz zwischen „Himmel und Hölle“ (sprich Auf- und Abstieg) so auch für uns. Auf jeden Fall sind wir sehr froh, den durchaus gefährlichen Weg mit einer jungen Mannschaft erfolgreich gegangen zu sein. Dabei war nicht nur erstaunlich, dass die jungen Spieler der teilweise extremen körperlichen Härte Stand gehalten haben, mein besonderer Dank gilt auch allen gestandenen „älteren“ Spielern, welche sich der besonderen Aufgabe mit vollem Einsatz stellten.
Dachs: Bleibt es auch diese Saison auf der Platte schnell?
AB: Sicher. Ich habe von Anfang an betont, dass dieses Spielsystem mit mir als Trainer Bestand haben wird. Es ist unheimlich intensiv, aber eben auch sehr attraktiv für die Zuschauer. Das sieht man unter anderem daran, dass sich nicht nur der „Dachsbau“ stets füllte (13 ausverkaufte Heimspiele), sondern auch der Altersdurchschnitt der Zuschauer deutlich sank. Sicherlich gefällt dies allen eingefleischten Traditionalisten immer noch nicht, aber man sieht, dass die offensive Spielweise auch in der Bundesliga und selbst in der Nationalmannschaft angekommen ist.
Dachs: Welches Feedback bekommst du von anderen Trainerkollegen und Teams zu dieser Spielweise?
AB: Fest steht, dass auf uns seit vielen Jahren geschaut wird, nicht nur in Sachsen und in den neuen Bundesländern, sondern auch darüber hinaus. Dabei geht es allen gar nicht nur um unsere Spielweise, sondern vor allem um den Weg auf den eigenen Nachwuchs zu setzen. Für einige Vereine sind wir aufgrund unserer Erfolge mit dem Team in eine Vorbildfunktion gerutscht. Natürlich wird nun auch mit Argusaugen darauf geschaut, ob wir es auch schaffen, unsere Jugendspieler in großer Zahl in den eigenen Männerbereich leistungsorientiert zu integrieren. Sollte uns dies gelingen, werden sicher weitere Mannschaften und Vereine versuchen zu folgen verstärkt auf den eigenen Nachwuchs zu setzen.
Dachs: Wohin geht die Reise 2015/16?
AB: Im ersten Spiel nach Staßfurt.
Dachs (lacht): OK, ich werde genauer. Was sind unsere Ziele?
AB: Wir möchten in den nächsten 2 Jahren den Aufstieg in die 3. Liga vollziehen, um unseren jungen, leistungswilligen Dachsen die Möglichkeit einer sportlichen Perspektive in ihrer Heimatstadt Freiberg zu bieten.
Dachs: Ist dies auch der Grund für die Vielzahl der Neuverpflichtungen?
AB: Natürlich, aber nicht allein. Man muss dabei berücksichtigen, dass uns 4 wichtige Spieler zu Saisonende verlassen haben. Minimum mussten also 4 Spieler ersetzt werden. Soviel mehr sind es am Ende auch nicht geworden.
Dachs: Stehen 4 internationale Zugänge aber nicht im Widerspruch zu den Pläne auf den eigenen bzw. regionalen Nachwuchs zu setzen!
AB: Ja, das ist aber nach wie vor unser Ziel! Dafür arbeiten wir im Verein weiter mit Hochdruck. Unter anderem wird in der kommenden Saison ein Spielerscout in den Sporthallen Sachsens unterwegs sein, um möglichst Talente auch über die 2. Männermannschaft an unsere Ziele heranzuführen. Die Kooperation mit der TU Bergakademie Freiberg soll dabei ein wichtiger Pfeiler dieser Bemühungen sein! Weiterhin trainiert Andreas Tietze (mein Co- Trainer) die höchstspielende Nachwuchsmannschaft des Vereins (B- Jugend/ Sachsenliga), damit dort schon Grundabläufe unserer Spielphilosophie vermittelt werden. Aus diesen Maßnahmen erhoffen wir wieder Zugewinn aus den eigenen Reihen.
Dachs: Aber für die neuen Spieler wurde doch sicher kräftig investiert?
AB: Richtig! Die Aufgabe „jung und regional“ zu stemmen, war leider nicht umsetzbar. Deshalb haben wir unser Netzwerk genutzt, weiter ausgebaut und einige ausländischen Talente verpflichtet. Damit ist zumindest das Thema „jung“ realisiert. Wir haben mit unseren Partnern enorme Kräfte gebündelt, um unseren Dachsen zu verdeutlichen, wie wichtig uns ihre sportlichen Ambitionen sind.
Dachs: Die Weichen sind also Richtung „Liga 3“ gestellt?
AB: Eine Aufstiegsgarantie gibt es selbstverständlich nicht, trotz aller Bemühungen! Die Liga war in der letzten Saison unheimlich ausgeglichen. Zur Verdeutlichung: SV Oebisfelde in Saison 2013/14 Platz 3 der Liga und als Aufstiegsaspirant gehandelt, am Ende der Saison 2014/15 abgestiegen. Spannend wir es allemal!
Dachs: Wie willst du dich persönlich in dieser Saison vor Zeitstrafen schützen?
AB: Natürlich habe ich mir vorgenommen in der kommenden Spielzeit ruhiger an der Seitenlinie zu agieren. Es wird mir aber sicher emotional sehr schwer fallen. Ich engagiere mich sehr für diesen Sport, mag Ungerechtigkeiten und Verletzungen nicht sehen. Manchmal will mir einfach nicht in den Kopf, warum einige Handballregeln Anwendung finden und andere sträflich vernachlässigt werden. Nur ein Beispiel: Ich kann einfach nicht verstehen, warum ein Feldschiedsrichter nicht „übertreten“ am Kreis pfeifen „darf“, obwohl er es genau gesehen hat, der Torschiedsrichter es aus seinem Blickwinkel nicht erkennen konnte, jedoch entscheiden soll. Diese Aufteilung bzw. Festlegung finde ich in keinem Regelwerk. Und ich weiß, was Schiedsrichtern in Weiterbildungen gelehrt wird, weil ich als Schiedsrichter selbst daran teilnehme und alle meine jungen Dachse einen Schiedsrichterpass besitzen. Ich denke, Handball sollte für seine Attraktivität auch von Zuschauern gut verstanden werden.
Dachs: Rechnest du wieder mit ausverkauften Heimspielen und was hat der Verein in der Sommerpause zur Erweiterung der Hallenkapazität erreichen können?
AB: Das ist schwer zu sagen! Ich hoffe und wünsche uns wieder diese breite Unterstützung aus der letzten Saison, weiß aber auch, dass wir viele Zuschauer aufgrund fehlender Zuschauerkapazitäten enttäuscht haben. Der Vereinsvorstand hat sich bemüht eine kurzfristige Lösung zur Erhöhung der Zuschauerzahl zu finden. Jedoch verhindern derzeit noch baurechtliche Anforderungen, und hier geht die Sicherheit vor, eine sofortige Umsetzung. Die Stadt Freiberg arbeitet gemeinsam mit unserem Verein an einer Lösung. Kurzfristig wurde beschlossen, zumindest die Hintertorplätze 2-reihig auszuführen. Verwaltungsrechtlich habe ich wenig Erfahrung, jedoch mir dauert die Umsetzung persönlich viel zu lange.
Dachs: Danke Andreas für die gewohnt sehr offenen Worte.
AB: Bitte, gern wieder. Ich wünsche uns allen eine schöne, unterhaltsame und verletzungsfreie Saison! Zum Abschluss eine Frage an dich: Du bist jetzt seit einem Jahr bei uns, wie ist es um deinen Fitnesszustand bestellt?
Dachs: Ich habe in den zurückliegenden Monaten einiges getan. Nach bestandenem Gesundheitscheck beim Mannschaftsarzt Dr. Alexander Weiser, habe ich in der Fitnessinsel und in der Sauna geschwitzt. Die ersten Flugversuche bei den Cheerleadern sind erfolgreich verlaufen. Ich bin fit…die Saison kann beginnen, aber für eine Einwechslung wird es noch nicht reichen.
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